Interview mit der “Patengemeinschaft für Kinder in Indien e.V.”

Was steckt hinter der Patengemeinschaft für Kinder in Indien e.V.?

Die Patengemeinschaft ist ein gemeinnütziger Verein, der in Südindien verschiedene Hilfsprojekte betreibt. Wir sind als gemeinnützig anerkannt und damit berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen. Jedes Jahr unterziehen wir uns freiwillig der unabhängigen Prüfung durch die Stiftung Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) und bekommen als Zeichen der Vertrauenswürdigkeit seit vielen Jahren das DZI Spenden-Siegel zuerkannt. Wir sind parteipolitisch neutral, überkonfessionell und an keinen Träger, keine Institution oder Organisation gebunden. Der Vorstand ist ehrenamtlich tätig, sodass unsere Verwaltungskosten regelmäßig nur zwischen ca. 3% und 6% liegen.

Wie und wo hilft die Patengemeinschaft?

Seit unserer Gründung sind wir im Süden Indiens tätig, in den Bundesländern Kerala und Tamil Nadu. Vieles hat sich seit dem Beginn unseres Engagements Ende der 1960er Jahre zum Positiven verändert. Indien ist ein Schwellenland mit 1,3 Mrd. Einwohnern! Ein Drittel der Bevölkerung ist heute unter 15 Jahre alt und das Durchschnittsalter beträgt gerade einmal 26 Jahre! Die Wirtschaft im Land boomt – aber dieser Fortschritt kommt bei einem großen Teil der Bevölkerung nicht an. Darum ist unsere Arbeit dort sehr sinnvoll.

Wen unterstützt die Patengemeinschaft?

Heute dient unser Engagement immer noch in erster Linie der gezielten Einzelhilfe durch Kinder- und Familienpatenschaften. Zunehmend engagieren wir uns in der Unterstützung junger Menschen, die eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten und uns um Hilfe bitten, da ihre Familien keine finanziellen Mittel haben, um die Ausbildung zu bezahlen. Ohne Ausbildung haben junge Menschen in Indien kaum Chancen, in ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut zu starten. Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe: die Familien und Kinder werden unterstützt, bis sich ihre prekäre wirtschaftliche Lage verbessert hat bzw. die Ausbildung beendet wird.

Kinderheime: Die Patengemeinschaft betreibt 10 eigene Kinderheime und unterstützt 10 Kinderheime in fremder Trägerschaft. Erst wenn die Kinder nicht bei ihren Familien bleiben können, weil die Not zu groß ist oder die Verhältnisse zu prekär sind, nehmen wir die Kinder in unseren Heimen auf. Dies muss von den örtlichen Sozialbehörden genehmigt werden, mit denen wir in gutem Kontakt stehen. Unsere Heime haben einen überdurchschnittlich hohen Standard und die Kinder werden hier umfassend und liebevoll versorgt. Sie haben einen regelmäßigen Tagesablauf, erhalten gesunde Mahlzeiten, medizinische Betreuung und vor allem gehen sie regelmäßig zur Schule. Alle Kinder in unseren Heimen schließen die Schule entweder nach der 10ten (entspricht etwa der Mittleren Reife) oder der 12ten (entspricht etwa dem Abitur) Klasse erfolgreich ab. Mit nur 30€ im Monat kann ein Kind hier umfassend versorgt werden.

Familienhilfe: Viele Kinder bleiben in ihren Familien – meist sind es alleinerziehende Mütter – und gehen nicht in ein Heim. Sie werden im Rahmen der Familienhilfe von unseren Paten direkt unterstützt. Oft leben diese kleinen Familien in unglaublich ärmlichen Unterkünften. Trotzdem versuchen die Mütter alles, um ihre Kinder zur Schule zu schicken, sie zu ernähren und zu kleiden. Durch die zuverlässige, finanzielle Unterstützung der Paten wird der Teufelskreis der Armut durchbrochen und die Familien können ein bescheidenes Leben in Würde führen.

Durch einen – für unsere Verhältnisse – kleinen Beitrag kann nachhaltig geholfen werden.

Vor der Aufnahme ins Hilfsprogramm werden die Familien immer zu Hause besucht. Die Besuche in den Hütten und Wohnstätten der Familien geben einen direkten, sehr realen Einblick in die Umstände, in denen der arme Teil der indischen Bevölkerung lebt. Mit nur 35€ im Monat hat eine alleinerziehende Mutter mit einem Kind ein bescheidenes Auskommen und kann ihr Kind regelmäßig in die Schule schicken. Für jedes weitere Kind erbitten wir zusätzlich 5€.

Ausbildungsbeihilfe: Unser Hilfsprogramm für junge Menschen in Ausbildung wächst stetig. In den meisten Fällen begleiten unsere treuen Paten die Kinder auch nach dem Schulabschluss durch die Ausbildung, aber es werden auch immer mehr Anfragen nach einer Ausbildungsunterstützung von außen an uns herangetragen. Mit kontinuierlicher und verlässlicher Hilfe können die jungen Menschen ein Studium oder eine Ausbildung absolvieren und in ein erfolgreiches Leben starten. Andernfalls müssten sie direkt nach der Schule einen Job annehmen, um die Familie zu unterstützen. Ohne einen Berufsabschluss haben die jungen Menschen auf dem ohnehin hart umkämpften Arbeitsmarkt in Indien keine Chance. Man kann entweder eine persönliche Patenschaft übernehmen oder mit einer regelmäßigen oder einmaligen in unseren Ausbildungsfond helfen.

Mit einem regelmäßigen Beitrag – ab 25€ im Monat – kann ein junger Mensch eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren.

Nicht zweckgebundene Spenden: Diese Spenden ermöglichen es uns, auf Notfälle zu reagieren und unsere Einrichtungen auf einem hohen Niveau zu halten. Auch für außergewöhnliche Personalausgaben für z.B. Nachhilfe der Kinder werden oft Mittel benötigt.

Wie und wann ist die Patengemeinschaft entstanden?

Adolf Klein, 1914 in Sahms/Schleswig-Holstein geboren, wuchs in einfachen Verhältnissen auf und arbeitete als Postbote dort. Er war ein einfacher, aber herzensguter Mann, der nur bis zur 4ten Grundschulklasse zur Schule ging. Im 2. Weltkrieg verlor er einen Arm und sah viel Elend. Besonders mit Kindern hatte er großes Mitleid. Nach dem Krieg nahm er 11 Waisenkinder in seine Familie auf. Er hörte von noch größerem Elend der armen Bevölkerung in Indien, wo nackte Armut und Hunger herrschte. 1964 reiste er das erste Mal nach Indien und die „Patengemeinschaft“ begann mit der Aufnahme von „Anthony“ aus dem YMCA Heim in Madras, heute Chennai – unser erstes Patenkind. In dieser Zeit – 1969 – wurde die „Patengemeinschaft für hungernde Kinder e.V.“ in Sahms offiziell gegründet. 1991 reiste er das letzte Mal nach Indien. 1994 verstarb Adolf Klein. Im Jahre 2019 feierten wir zusammen mit unseren indischen Kollegen unser 50Jähriges Jubiläum im Quellenhof in Mölln. Es war ein fröhliches Beisammensein mit vielen Paten und Freunden.

Wie arbeitet die Patengemeinschaft? Wie gelangen die Mittel zu den Menschen in Indien?

Wir unterhalten ein Büro in Südindien. Mit unseren Kollegen dort arbeiten wir schon seit sehr vielen Jahren vertrauensvoll und eng zusammen. Sie kümmern sich über zwei staatlich registrierte Vereine, die über unsere Satzung eng mit dem Verein verbunden sind, um die Verwaltung und um alle Belange in den Heimen und den Familien. Beide Vereine unterliegen der Kontrolle der indischen Sozialbehörden. Mindestens einmal im Jahr fährt die Vorstandsvorsitzende oder ein anderes Mitglied des Vorstandes nach Indien und besucht die Heime, Familien und Jugendlichen, sowie unsere Projekte.

Wir überweisen regelmäßig die Patenbeiträge und Unterstützungen für die Projekte nach Indien. Über die ordnungsgemäße Verwendung kümmern sich unsere Kollegen vor Ort. Während der Besuche des Vorstands in Indien werden die Geldbewegungen und Ausgaben noch einmal kontrolliert. Die Zuwendungen erhalten die Familien, Heime und Jugendlichen direkt auf ihre Bankkonten.

Warum ist ein Engagement für die Patengemeinschaft sinnvoll?

Wir arbeiten auf einer ganz persönlichen Ebene. Die Vorsitzende oder andere Mitglieder des Vorstandes reisen mindestens einmal im Jahr nach Indien und besuchen die Heime, die anderen Einrichtungen und viele Familien und Jugendliche in Ausbildung. Wir kennen „unsere“ Kinder und das Land mit all seinen Problemen, weil wir persönlich vor Ort sind. Mit unseren Kollegen des indischen Büros sind wir in stetem Kontakt. Wir hören aus erster Hand, was die Menschen hier bewegt und welche Probleme sie haben. Und das läuft sehr gut seit über 50 Jahren! In einer zunehmend globalisierten Welt mit politischer „Blockbildung“ ist die Zusammenarbeit mit Indien, der „größten Demokratie“ der Welt die richtige Option. Auch wenn nicht alles dem europäischen Standard entspricht.

Mit unserem Budget bewegen wir viel. Wir haben viele treue und zuverlässige Paten, die unsere Arbeit in Indien erst möglich machen und sind nicht von wenigen großen Sponsoren abhängig. Unsere Rechnungsabschlüsse sind auf unserer Homepage einsehbar. Der Kontakt vom Paten zum Patenkind/zur Patenfamilie wird von uns bewusst gefördert. Einmal jährlich erhält der Pate einen persönlichen Brief vom Patenkind/der Patenfamilie. Auch ein Besuch ist nach Absprache möglich.

Was plant die Patengemeinschaft für die Zukunft?

Die Bereiche, in denen wir seit vielen Jahren erfolgreich sind, werden wir weiterführen. Seit einiger Zeit haben wir die Unterstützung der jungen Menschen, die die Zukunft Indiens sind, in unseren Fokus gerückt und dieser Bereich wird weiterwachsen. Es gibt kein Pensionssystem und kein umfassendes soziales Netz in Indien. Über eine Art Generationenvertrag, der die indische Familienkultur widerspiegelt, kümmern sich die Kinder im Alter um die Eltern, man lebt unter einem Dach. In diesem Zusammenhang hat eine gute Ausbildung der jungen Menschen noch einen höheren Stellenwert als bei uns.

Wie erreichen Sie uns?

Viele Informationen erhalten Sie über unsere Homepage: www.patengemeinschaft.de. Dies ist unser Spendenkonto: Deutsche Kreditbank AG, IBAN DE66 1203 0000 1001 1888 10. Gern beantworten wir Ihre Fragen auch persönlich.

Sie erreichen uns per Email: info@patengemeinschaft.de oder auch telefonisch: 040/866 24 884.

Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

Herzliche Grüße!

Ulrike Lorenzen
Ulrike Lorenzen1. Chairwoman

“Patengemeinschaft für Kinder in Indien e.V.”
Ligusterweg 21c 22609 Hamburg, Germany
info@patengemeinschaft.de or Lorenzen-ulrike@web.de